Emotion oder Gefühl für das Pferd?

Gefühl für das Pferd oder Emotion für das Pferd?
Diese Frage stellen wir uns nicht erst heute.

Zunehmend zu beobachten ist eine Emotionalität gegenüber dem Pferd, die aber nicht unbedingt auf dem Wissen um die Bedürfnisse unseres Partner beruht. Hier lebt der Mensch an dem Pferd seine Emotionen oder emotionalen Bedürfnisse aus, Sätze wie: " Der Gang in den Stall ersetzt mir den Therapeuten" sind ganz typisch für eine solche Beziehung.

Anders das Gefühl für das Pferd: hier handelt es sich um jemanden, der auch sein eigenes Bedürfnis hinter das des Pferdes zurücksteckt- den " bel homme au cheval" bei Pluvinel. Gerade für das junge oder jung in Ausbildung befindliche Pferd ist ein absolut gelassener Charakter und eine ausgeglichene Persönlichkeit immens wichtig. Ist später in der Ausbildung das Teilen der Freude über ein gemeinsam erreichtes Ziel wichtig für die Motivation des Pferdes, behindert eine solche " große Emotion" am Anfang das Pferd eher in seinem Lernfortschritt und das Lob kann eher verunsichern statt bestärken. Die Psychologie des Lobes ist ausgesprochen komplex und es sollte gezielt und umsichtig eingesetzt werden, um das Pferd zu fördern, aber nicht zu überfordern und es zu Dingen zu bringen, die zwar möglich, ethisch aber bedenklich sind. Um nicht zum Beziehungs-User zu werden , gilt immer: Emotion muß man sich erst verdienen und darf sie dem Pferd nicht einfach überstülpen, um sich selber zu erleichtern- egal, ob positiv oder negativ!

" Cavalcadour de Bardelle" nannte man im Barock die speziell auf einem Gestüt angestellten Männer, die sich um die Absatzfohlen bis hin zum Dreieinhalbjährigen kümmerten und deren wichtigste Eigenschaften " besondere Geduld, Geschicklichkeit, Dreistigkeit und Fleiß" waren, von denen Gueriniere sagt: " Niemals aber wendeten sie hierbei Strenge und Gewalt an ehe sie nicht die gelindesten Mittel, die sie nur ersinnen konnten, versucht hatten; und durch diese sinnreiche Geduld machten sie ein junges Pferd vertraut und freundschaftlich mit dem Menschen, erhielten ihm seine Kräfte und seinen Muth, machten es fromm und dem ersten Unterrricht gehorsam. Ahmte man dem klugen Betragen jener alten Pferdeliebhaber noch nach, so würde man weniger lahme, verdorbene, widerspenstige und falsche Pferde sehen."