Mein Onkel besaß einen wunderschönen Fuchswallach, einen Westfalen namens "Agent". Fast eine meiner ersten Erinnerungen ist das Bild dieses Pferdes, dessen rotes, glänzendes Fell in der Sonne Funken sprüht, während er mit hoch erhobenem Schweif und geblähten Nüstern über seine Weide trabt. Ich weiß noch genau, wie samten sein Maul war, wenn er einen Apfel aus meiner Hand fraß, wie beeindruckt ich war, wenn mein Onkel ihn arbeitete. Ich konnte ihn stundenlang nur beobachten, seine Schönheit, seine Grazie, sein Temperament und seine schiere Körperlichkeit, all das fand ich wunderbar. Mein Onkel, mittlerweile verstorben, war sein ganzes Leben, er wuchs in Ostpreußen auf einem Gut auf, passionierter Reiter, Kutschfahrer und Pferdenarr und erzählte bis zu seinem Tod noch von diesem Pferd, das er nach wie vor als den besten Freund , den er jemals hatte betitelte. Ich glaube, das hat mein Bild von der Beziehung Mensch/Pferd ganz wesentlich beeinflusst.
Als ich ungefähr sechs Jahre alt war ließen sich meine Eltern dann schließlich dazu überreden, mich zur Voltigierstunde zu fahren. Darauf folgte ganz konventioneller Unterricht in
der Gruppenreitstunde auf Schulponys und -pferden, bis ich schließlich im Zuge von Abitur und Studium und dann meiner Familiengründung keine Zeit mehr für das Reiten hatte.
Wenige Monate nach der Geburt meiner jüngsten Tochter dann entschied ich, dass es unbedingt Zeit würde, Stallluft zu schnuppern und fing wieder mit konventionellem Reitunterricht in dem
Stall meiner Kindheit an. Doch schon nach kurzer Zeit merkte ich, dass ich nicht wirklich glücklich damit war.
So studierte ich also etliche Bücher über verschiedene Ausbildungsmethoden, Reitweisen und Pferde ganz allgemein, bis mir schlussendlich ein Buch in die Hände fiel, in dem verschiedene
Pferderassen beschrieben wurden. Besonders eine Beschreibung begeisterte mich spontan: die des Morgan Horses. So machte ich mich also auf die Suche nach den speziellen Amerikanern und wurde auch
in Deutschland fündig.
Nach einigen Umwegen kam ich so auf die Glenmorgan Farm von Susen Fischer-Henkel bei Hamburg heute in Dithmarschen an der Nordsee, die seit mehr als zwanzig Jahren Morgan Horses züchtet, ausbildet und verkauft. Susen selbst ist Ritterin der Akademischen Reitkunst nach Bent Branderup. Sie bildete ihren eigenen Deckhengst Glamorgan Damien an der Hand und unter dem Sattel aus und ich war von Anfang an beeindruckt durch die Leichtikeit ihrer gemeinsamen Arbeit und der Tiefe ihrer Beziehung, ihres Miteinanders. Für mich war eigentlich schon zu diesem Zeitpunkt beschlossen, dass dies genau mein Weg der Ausbildung sein sollte- und ich genau so ein Pferd auch haben wollte.
Seitdem bin ich der "Sucht" Morgan Horses ebenso verfallen wie meiner Liebe zur Reitkunst und kann mir ein Leben ohne nicht mehr vorstellen. Neben dem intensiven und
detaillierten Studium der Alten Meister der Reitkunst arbeite ich regelmäßig mit verschiedenen Ausbildern zusammen, um immer tiefer in das Abenteuer Reitkunst eintauchen zu können.
Obwohl ich den Satz: " Die Pferde waren meine besten Lehrer" schon in so vielen Büchern gelesen habe, möchte ich ihn hier doch wiederholen: Die Pferde, mit denen ich bisher arbeiten
durfte, waren meine besten Lehrer , sie lehrten mich die unterschiedlichsten Dinge und vor allem ein flexibles Denken, das in der pferdegerechten Ausbildung benötigt wird. So gibt es für uns
nicht nur den einen Weg der Methodik, kein starres System oder Schema, sondern das individuelle Wohl und Können steht im Vordergrund.
Besonders die Ethik und die
Historie haben mich schon seit meiner Jugend fasziniert und irgendwie scheint es nur eine Konsequenz meiner ursprünglichen Berufsausbildung ( Studium Pädagogik, Geschichte und Theologie )zu sein,
dass ich mich heute gerade mit der Reitkunst beschäftige, die sowohl die körperliche, als auch die geistige Ausbildung des Pferdes besonders anspricht- und das selbe auch für den Menschen
leistet.
Langzügelarbeit mit Finn im Redopp, dem Galopp der Alten Meister
Erste Schritte in der Arbeit mit der vierjährigen Amy: Korrektheit und Detailgenauheit sind von Anfang an wichtig.
Reitunterricht fängt am Boden an- und so liegt in der Regel der Hauptfokus meiner Arbeit in allen Arbeitsweisen vom Boden aus, sei es die klassische Bodenarbeit, die Handarbeit , die Arbeit am Langzügel oder die Arbeit an der Longe, immer mit dem Hauptaugenmerk auf die Harmonie von Pferd und Reiter und die korrekte Gymnastizierung und Vertiefung der Ausbildung des Pferdes. Daneben gebe ich selbstverständlich auch klassichen Reitunterricht mit dem Fokus auf Reitersitz und feine Hilfengebung . Ich bin als Autorin für mehrere Verlage und Pferdefachzeitschriften ( zB " Feine Hilfen", " Reitkultur", " Hofreitschule Magazin", etc.) tätig und veröffentliche regelmäßig Artikel , vor allem zu historischen Themen rund um die Reitkunst. Regelmäßig referiere ich zu Themen rings um das Thema Pferdeausbildung und moderne Hippologie . Daneben gibt es einen Blog, der sich verschiedenen Themen rund um das Pferdegesundheitstraining zuwendet.
Wiederholte Gastdozentur bei der FH Südwestfalen in Soest in der Reihe " Rund ums Pferd" , hier zum Thema " Gebiss- und Zaumkunde"
Auf den Fachmessen " Horsica" und "Nordpferd" durfte ich bereits mehrmals etwas zum Seminarpogramm beitragen.
Ich freue mich ganz besonders, dass ich den Einen oder Anderen mittlerweile ( wieder ) auf den rechten Weg bringen konnte , festgefahrene Denkmuster abändern und zum Teil schon
jahrelange Probleme verbessern oder beheben konnte und versuche stets, den für dieses Pferd/Reiter-Paar optimalen Weg zu finden, ob nun vom Boden oder vom Sattel aus.